Montag, 31. Mai 2010

Fotografieren von Hamstern mit kleinen Digicams

Nachdem ich von anderen Hamsterhaltern immerwieder danach gefragt werde, wie man denn Hamster mit kleinen Digicams gut fotografieren könne hier ein paar Tips. Hamster sind ja nacht- bzw. dämmerungsaktive Tiere und sehr wuselig, lassen sich also nicht so leicht fotografieren. Viele Halter haben das Problem, daß ihre Bilder meist unscharf werden. Aber wieso?
 
Unschärfe bei Fotos kann aus mehreren Gründen entstehen:
  1. Einer der häufigsten Fehler auf Bildern, die von Haltern in Tierforen gezeigt werden ist, daß sie zu nah dran waren. Was viele nicht wissen: es gibt einen Mindestabstand zum Motiv!
    Typisches Symptom:
    Das Bild ist erst (weit) hinter dem Tier scharf.
    Abhilfe:
    das Problem läßt es sich ganz leicht lösen: einfach die Makrofunktion an der Kamera einschalten! Das ist die Taste/Menüfunktion mit dem Blümchensymbol. "Makro" bedeutet nämlich nicht, daß das, was man fotografieren will klein sein muß, sondern, daß man von nah dran fotografiert.
  2. Es ist schlicht zu dunkel (eine Wohnung am abend ist für eine Kamera IMMER (zu) dunkel), deswegen wird die Belichtungszeit zu lang und man verwackelt die Kamera.
    Typisches Symptom: ganzes Bild verwackelt, meist sieht man "Wischspuren" in die Richtung in die man verwackelt hat.
    Abhilfe: Kamera abstützen, zb. Stativ oder einfach irgendwo drauflegen/sich selbst irgendwo anlehnen.
  3. Die Belichtungszeit ist lang, man kannt zwar die Kamera noch ruhig halten (oder hat eine Stütze) aber das Tier bewegt sich zu schnell. Das nennt man Bewegungsunschärfe.
    Typisches Symptom: Umgebung des Tieres scharf, Tier selbst unscharf, zieht Schlieren in Bewegungsrichtung.
    Abhilfe: kürzere Belichtungszeit. Wie man die erreichen kann erkläre ich unten.
  4. Man hat daneben gezielt.
    Typische Symptome: Bild ist an anderer Stelle scharf als man wollte, zb. die Gitterstäbe vom Käfig, die vor dem Tier sind.
    Abhilfe:
    Besser zielen, manuell Fokussieren (kann nicht jede kleine Cam), ganz nah ans Gitter rangehen, sodaß das Gitter näher ist als der Mindestabstand, den die Cam kann. Denn dann kann sie nicht mehr auf das Gitter scharfstellen.
  5. Man hat zwar auf das Tier gezielt, aber das Tier hat sich während des Scharfstellens bewegt.
    Typische Symptome: Alles unscharf, aber keine "Wischspuren" wie beim Verwackeln der Kamera. Das liegt daran, wie der Kontrast-Autofokus von solchen Kameras arbeitet. Um scharfzustellen verändert die Kamera den Fokus so lange, bis der Kontrast an den Kanten am höchsten ist. Dh. sie "sucht" so lange, bis sie den Fokus gefunden hat. Deswegen ist das auch so langsam; Spiegelreflex-Kameras verwenden dagegen ein anders Fokussystem (Phasen-AF). Kontrast-AF geht im Dunklen natürlich besonders schlecht und wenn sich das Tier während dieser Suchzeit bewegt findet die Kamera eben irgendwas als Fokus, das aber nicht stimmt.
    Abhilfe: Auf einen unbewegten Gegenstand gleich neben dem Tier vorfokussieren, mehrfach versuchen und hoffen, mehr Licht während des Fokussierens machen (dh: Blitz hilft hier nicht, da der Blitz nicht während des Fokussierens leuchtet), manuell fokussieren, falls die Cam das kann.

Wie kann man nun eine kürzere Belichtungszeit erreichen:
  1. beste Methode: mehr Licht! Wenn der Hamster das Zimmerlicht nicht mag, geht vllt. eine Taschenlampe. Oder eben blitzen, zur Verbesserung von Blitzbildern scheibe ich weiter unten noch was.
  2. sog. Belichtungskorrektur. Die Kamera versucht das Bild immer so zu machen, daß es "mittelhell" erscheint. Dazu braucht man oft recht lange Belichtungszeiten, da Hamsterkäfige ja oft dunkel sind. Man kann aber Belichtungszeit "sparen", wenn man der Kamera sagt, daß der Käfig auf dem Foto garnicht mittelhell sein muß, weil er in Wirklichkeit ja auch nicht mittelhell ist. Man sagt ihr das, indem man die Belichtungskorrektur nach "-" (minus) stellt. Das geht mit der +/- Taste bzw. Menüfunktion der meisten Kameras. Wenn man 1 Blende unterbelichtet (üblicherweise 3 Stricherl auf der Skala oder "-1,0") kann die Zeit halb so kurz sein. So kann man zb. statt einer Zeit von 1/15 (wo auf jeden Fall etwas unscharf wird) eine Zeit von 1/30 erreichen wo man noch eine gute Chance hat, wenn sich das Tier nicht zu schnell bewegt).
  3. ISO-Empfindlichkeit erhöhen. ISO100 ist normal, höhere Zahlen (200, 400, 800) sind höhere Empfindlichkeit. Dadurch kann die Kamera auch im Dunklen "besser sehen", aber man erkauft es sich durch mehr "Grisseln" im Bild. Leider sind die Bilder bei so kleinen Cams aufgrund der kleinen Sensoren meist schon ab 400 ISO unansehnlich. (Ausnahme: die besseren Kompaktmodelle von Fuji, da dort größere Sensoren als normal verbaut werden.) Daher ISOs nur moderat erhöhen bzw. auf 400 begrenzen (bei vielen Cams kann man eine Obergrenze einstellen), sonst nimmt das Grisseln überhand.

Verbesserung von Blitzbildern:
Blitz sieht aus 3 Gründen häßlich aus: a) das Licht des Blitzes ist extrem kalt, b) es kommt gebündelt von einer kleinen Stelle, sodaß harte Schatten entstehen und c) ist der Blitz oft auch zu stark und überstrahlt alles, was in der Nähe ist.
Abhilfe:
a) man kann an der Kamera den sog. Weißabgleich auf "bewölkt" stellen. Mit dem Weißabgleich (oft "WB" für white balance im Menü) regelt man, ob die Farben im Bild kälter oder wärmer wirken sollen. Leider ignorieren manche Cams die Weißabgleichseinstellung im Blitzbetrieb. Dann kann man das nur mehr in der Nachbearbeitung am Computer machen. Ist wenig Aufwand, hilft aber viel.
b) man kann 1 Lage Taschentuch oder Toipapier als sog. Diffusor vor den Blitz halten. Dadurch wird das Licht gestreut und wirkt dann nicht mehr so hart. Achtung! Nicht so hinhalten, daß man sich die Reflexion des Blitzes am Taschentuch ins eigene Auge schießt! Immer hinten auch was hinhalten.

Taschentuch-Diffusor

Schutz, damit man sich nicht selbst ins Auge blitzt und Weißabgleich auf bewölkt (cloudy).

c) Ein Diffusor hilft meist auch gegen Überstrahlen, weil er den Blitz ein wenig dämpft. Zusätzlich kann man bei manchen Cams die Stärke des Blitzes auch zurückregeln, was man besonders bei Nahaufnahmen tun sollte.

1 Kommentar:

Birte hat gesagt…

Super Beschreibung :). Das mit "bewölkt" und -1 muss ich direkt mal ausprobieren :)

LG
Birte